Bauunternehmer Schneider – Ein Paradebeispiel für ein familiengeführtes Unternehmen

Bauunternehmer Schneider – Ein Paradebeispiel für ein familiengeführtes Unternehmen

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HANIX #60 // Von Matthias Marquart // Foto: Ulla Kühnle

Erfolgreich, bodenständig und immer noch bescheiden – das Bauunternehmen Schneider ist ein Paradebeispiel für ein familiengeführtes Unternehmen, das weit mehr ist als das, was man auf den ersten Blick erwartet.


Vater Eberhard Köhler mit Tochter Christine

Rückenwind

Wenn man die Konjunkturprognosen der letzten Jahre betrachtet, überschlugen sich die Aussagen der sogenannten »Wirtschaftsweisen«. Und alle sahen und sehen einen Grund in der boomenden Wirtschaft unter anderem in einer florierenden Entwicklung im Bausektor. Eines haben die Sachverständigen allerdings auch gemeinsam: Sie sind allesamt keine Unternehmer. So wundert es nicht, dass einer, der sein täglich Brot auf dem Bau verdient, zu einer eher vorsichtigeren Einschätzung tendiert. Eberhard Köhler, Geschäftsführer und Inhaber der

Bauunternehmen Schneider in Öhringen, Konrad Bau in Lauda-Königshofen sowie Schneider Bau in Heilbronn sieht die derzeitige Situation positiv, aber bei Weitem nicht so euphorisch: »Sicher, wir erleben derzeit eine Phase, in der ich von ›Rückenwind‹ für den Bausektor sprechen würde. Allerdings gleicht die Konjunktur in unserer Branche eher einer Sinuskurve. Deshalb bin ich da eher vorsichtig. Wir haben schon ganz andere, sehr schwierige Zeiten er- und durchlebt, als dass wir uns jetzt gemütlich zurücklehnen könnten.«

Noch ist die vierte Generation des Familienunternehmens am Ruder, doch die Fünfte steht bereit und wird eingelernt, um den Staffelstab in Zukunft übernehmen zu können.

Lange Tradition

Und sowohl Eberhard Köhler als auch seine Frau Doris und Tochter Christine, die den Vater in der Geschäftsleitung unterstützen, wissen, wovon sie sprechen. Schließlich kann das Unternehmen auf eine lange Tradition zurückblicken. 1903 als Pflasterbetrieb von Albert Schneider in Öhringen gegründet, sitzt heute die vierte und fünfte Generation am Ruder. Und in den vergangenen über 100 Jahren hat das Unternehmen, das auf Straßen-, Tief-, Erd- und Rohrleitungsbau sowie Umwelttechnik spezialisiert ist, eine rasante Entwicklung vollzogen und beschäftigt mittlerweile über 350 Mitarbeiter. Eberhard Köhler: »Wir haben im Laufe der Zeit zahlreiche kleinere Betriebe, aber auch größere Unternehmen wie beispielsweise Rohrbach und Huber oder die komplette Bauabteilung von ehemals Bopp, jetzt BMK, übernommen.« Und der 57-Jährige betont, dass es ihnen dabei immer auch in erster Linie um die Übernahme aller Fachkräfte gegangen sei. »Das war nicht immer einfach«, sagt Christine Köhler und fügt hinzu: »Uns war es wichtig, die Übernahmen freundschaftlich zu gestalten und die neuen Mitarbeiter bei uns zu integrieren. Wir haben nie investiert, um anschließend wieder zu verkaufen. Das haben die Mitarbeiter anerkannt und heute sind wirklich alle mit Herzblut dabei.«

Visionen

Aus einer von Doris Köhler angestoßenen »Visionsentwicklung« hat sich schließlich das Motto der Unternehmensgruppe »Wir sind Wegbereiter« – das mittlerweile auch die Firmenlogos ziert, entwickelt. Doch bei Schneider ist die Vision 2020, in deren Zentrum der Kunde, Schneider und die Umwelt, das eigene Selbstverständnis, Kommunikation und Innovation stehen, nicht nur leere Worthülsen. Christine Köhler: »Bei uns wird dieses Motto auch tatsächlich gelebt.

In unseren Tätigkeitsbereichen – beispielsweise einer Innerortsbaustelle – sind oftmals Zuständigkeiten nicht klar geregelt, Anwohner und Autofahrer gestresst und viele Beteiligte mit von der Partie. Da sind Ideen gefragt, Problemlöser gefordert. Das geht nur, wenn ein Rädchen ins andere greift und da spielen unsere Mitarbeiter eine entscheidende Rolle.« Damit dies klappt, herrscht im Unternehmen auch die größtmögliche Transparenz. Es gibt ein Intranet, in dem u. a. alle Mitarbeiter und Baustellen verzeichnet sind, ein Mitarbeitermagazin oder einen Newsticker. Pläne werden in 3D erstellt, alle Schnittstellen arbeiten zusammen, was Zeit und Kosten spart. Außerdem wird jeder möglichst dort eingesetzt, wo er am besten ist.

Eberhard Köhler: »An ein Digitalisierungsprojekt kann man schließlich nicht jeden setzen. Da muss man auch Lust darauf haben. So aber entsteht ein Team mit dem sich jeder identifiziert, sich wahrgenommen und wertgeschätzt fühlt.« Dazu dürfte auch beitragen, dass Schneider übertarifliche Löhne bezahlt, die Mitarbeiter so selten wie möglich auf Montage müssen, sondern abends zuhause sind und eine gute Schlechtwetterregelung eingeführt ist. Alles Faktoren, die dazu führen, dass das Unternehmen auch wirklich zum »Wegbereiter« seiner Kunden wird.

Seit über 50 Jahren bilden »die Wegbereiter« aus. Heute wählen Jugendliche zwischen 12 unterschiedlichen Ausbildungsberufen vom Straßenbauer, Baugeräteführer und DHBW Studium bis zu den Vermessungstechnikern, welche die digitalen Techniken am Bau vor Ort einsatzfähig machen.

Über Azubi Berufe informiert Schneider hier:
www.schneider-bau.de

Nachwuchs im Blick

Kinder und Jugendliche für einen Beruf am Bau zu begeistern war Schneider schon immer ein Anliegen. So startete bereits vor vielen Jahren die »Bauschule – spielerisch bauen« als Kinderferienprogramm in Öhringen. »Keine Angst vor Dreck« heißt da das Motto, wenn die Teilnehmer in vier Stationen Themen rund um den baulichen Alltag kennenlernen. Christine Köhler: »Es ist erstaunlich, wie viele Kinder vom Bau fasziniert sind. Sie schauen stundenlang beim Baggern zu, können bei unserem Minibagger dann sogar selbst mal ran und wollen Erfahrungen mit den unterschiedlichsten Baustoffen machen. Leider lässt dieses Interesse dann bei Jugendlichen stark nach, obwohl die Baubranche mit vielen interessanten Berufen aufwarten kann.«

Und auch auf der Bundesgartenschau Heilbronn 2019 wird die »Wegbereiter Bauschule« vertreten sein. Da fliegen einem die Gummistiefel um die Ohren, ein schwerwiegendes Puzzle fordert die kleinen Bauprofis heraus oder es gibt allerhand Geheimes in den Fühlrohren zu ertasten und erforschen und es gibt ganz nebenbei einen sehr authentischen Einblick in das Thema Tief- und Straßenbau. Stattfinden wird das Ganze im Pavillon der Handwerkskammer Heilbronn-Franken, der ausgerechnet da steht, wo Schneider Bau einst seinen Standort Heilbronn gründete. Und dann wird es sich auch Eberhard Köhler sicherlich nicht nehmen lassen, der Bauschule den einen oder anderen Besuch abzustatten. Immer mit einer Hand an der Schaufel, versteht sich.