Crafty – Das Handwerker-Startup

Crafty – Das Handwerker-Startup

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Wir sprachen mit dem ungewöhnlichen, aber doch so passenden Gründerpaar über den Weg zur Geburt von Crafty, den Herausforderungen eine innovative Idee in die Tat umzusetzen und darüber, wie das Handwerker-Startup die Zukunft des Handwerks mitgestalten will.

Als Jens Zabel Christiane Wolff zum ersten Mal begegnete, war ihm sofort klar, dass nun endlich die Startbedingungen erfüllt waren, um das mutige Projekt zu starten, das bereits seit Jahren in seinem Kopf brütete – mit einem integrierten Handwerker-Rundumservice das Handwerk zu revolutionieren.

Crafty heißt das neue Herzensprojekt des Unternehmers und mehrfachen Handwerksmeisters, der schon seit mehr als 30 Jahren eine rund 8000 Mann und Frau starke, bundesweit tätige Facility Management Gruppe leitet – die Zabel Group. Auch Crafty ist neben dem Gründungsort München bereits in weiteren Städten, Berlin und Frankfurt, aktiv und soll bald über die Grenzen von Deutschland hinauswachsen.

Um dieses nicht gerade kleine Vorhaben umzusetzen und in die Welt zu tragen, hat sich Jens Zabel mit Christiane Wolff eine überaus erfahrene Kommunikations-Expertin ins Boot geholt, die in ihrer letzten Position als Chief Corporate Communications Officer der Serviceplan Gruppe, die internationale Kommunikation der größten inhabergeführten Agentur Europas verantwortete. Ein Team, wie es die Handwerksbranche so wohl noch nie gesehen hat.


ZUKUNFTSZEICHEN:

Wie kam es zur Idee von Crafty?

Jens Zabel:

Als erfolgreicher Unternehmer und mehrfacher Handwerksmeister, bin ich schon seit Jahrzenten in der Handwerksbranche unterwegs. Meine Begeisterung für das Handwerk und dessen Vielseitigkeit haben schon vor fünf Jahren zur ersten Idee von Crafty geführt. Für mich ist es in erster Linie ein Konzept, wie man zeitgemäß Handwerksleistungen anbieten und beziehen kann, jederzeit und überall, ein Geschäftsmodell der Zukunft. Mir fehlte lediglich die richtige Geschäftspartnerin, die ich in Christiane dann zum Glück gefunden habe.

Christiane Wolff :

Im Gegensatz zu Jens bin ich ganz neu in der Handwerksbranche, fand die Thematik aber schon immer spannend. Als Jens mir dann von seiner Idee erzählt hat, war ich sehr schnell überzeugt und entschloss mit ihm und Crafty den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Mit meiner Kommunikationsexpertise und meinem großen Netzwerk möchte ich helfen, Crafty als Marke deutschlandweit zu etablieren.

ZUKUNFTSZEICHEN:

Welche Vision verfolgt ihr mit Crafty?

Christiane Wolff:

Unsere Vision ist es, der beste Handwerkerservice in Europa zu werden. Eine Marke, die als Synonym für hochqualitatives Handwerk steht, wie Bayern für gutes Bier 😉

ZUKUNFTSZEICHEN:

Wie wollt ihr diese Qualität gewährleisten: Welches Konzept steckt hinter Crafty und was sind dabei die Vorteile gegenüber „herkömmlichen“ Handwerkerbetrieben?

Christiane Wolff:

Unser Konzept ist, dass wir alle Kerngewerke, also Maler, Elektro, Schreiner, SHK, Gärtner, etc., unter einem Dach mit – und das ist entscheidend – eigenen, festangestellten Handwerkern zu einem integrierten Handwerkerservice vereinen. Dadurch, dass wir unsere Handwerker fest anstellen und nicht alles an Subunternehmer abgeben, sorgen wir für gesicherte und konstante Qualität.

Lediglich bei „spezielleren“ Gewerken, die wir aktuell noch nicht mit eigenen Mitarbeitern abdecken können, wie beispielsweise Dachdecker, arbeiten wir mit Partnerunternehmen. Hierbei handelt es sich aber ausnahmslos um Partner, die wir persönlich gut kennen und mit denen wir langfristig zusammenarbeiten. Ansonsten ist alles Crafty!

ZUKUNFTSZEICHEN:

Ihr seid also keine Vermittler-Plattform, wie beispielsweise MyHammer.

Jens Zabel:

Auf keinen Fall, denn: Von der Planung bis hin zur handwerklichen Ausführung und Abnahme, alles wird von uns persönlich übernommen. Dreh- und Angelpunkt ist hierbei der Technische Koordinator, ein Ingenieur oder Handwerksmeister mit umfassendem Wissen über die verschiedenen Gewerke, der die Projekte leitet und koordiniert und als ständiger Berater zwischen Kunden und Handwerkern vermittelt. So schaffen wir Vertrauen und ersparen unseren Kunden eine Menge Nerven und Zeit.

ZUKUNFTSZEICHEN:

Euer Prinzip ähnelt dem eines Generalunternehmers. Wo seht ihr denn eure Zielgruppe, wer sind eure Kunden?

Jens Zabel:

Genau, wie ein Generalunternehmer planen und koordinieren wir auch komplexere Projekte mit unterschiedlichen Gewerken. Jedoch sind wir betont auch für kleinere Aufgaben und private Kunden da, hier setzen wir uns vom Generalunternehmer deutlich ab. Von gewerblich bis privat, von der kompletten Bürogebäude- oder Eigenheimsanierung bis hin zum verstopften Abfluss – Crafty ist von groß bis klein für alle da!

ZUKUNFTSZEICHEN:

Ihr seid eher untypische Startup-Gründer, beide schon langjährig und erfolgreich in euren jeweiligen Feldern unterwegs. Wie fühlt es sich an, nun noch einmal frische Startup-Luft zu schnuppern und was hat euch dazu bewogen, diesen Sprung zu wagen?

Christiane Wolff:

Plötzlich noch einmal von ganz vorne anzufangen, selbst etwas aufzubauen, ist unheimlich aufregend. Aber auf eine positive Weise, es fühlt sich richtig an. Ich liebe es, mich in neue Themen einzuarbeiten und für etwas einzusetzen, woran ich glaube! In meiner langjährigen Agenturtätigkeit konnte ich viel Expertise erwerben, wie Startups sich erfolgreich am Markt eröffnen und aufrollen können. Dieses Wissen nun selbst in die Tat umzusetzen, finde ich sehr spannend!

ZUKUNFTSZEICHEN:

Redet man über Startups, kommt die Sprache relativ schnell auf Venture Capital. Sie haben Crafty ohne die Hilfe von Fremdinvestoren auf die Beine gestellt – ein Seltenheitsfall in der Startup-Branche. Für diejenigen, die es nicht ohne finanzielle Unterstützung von außen schaffen, wie sieht da eurer Meinung nach die Lage in Deutschland aus?

Jens Zabel:

In Deutschland ist man tendenziell nicht ganz so risikobereit, wie beispielsweise in den Staaten. Hier setzt man eher auf kleine Investments und baut sein Business dann langsam aber sicher organisch auf, anstatt Geschäftsmodelle zu entwickeln, wie wir es auch mit Crafty getan haben, die darauf skaliert sind, schnell zu wachsen und sich auszubreiten. Deswegen wollen wir spannende Startups mit innovativen Ideen für das Handwerk unterstützen, damit auch sie den Sprung ins Ungewisse wagen und groß denken können.

Christiane Wolff:

Neben der finanziellen Unterstützung gehört dazu auch, eine Community im Handwerk aufzubauen, in der man sich gegenseitig austauschen und pushen kann. Als überzeugte Netzwerkerin ist es daher mein Ziel, Crafty auch zu einer Plattform für Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Innovation im Handwerk auszubauen. So haben wir beispielsweise im Herbst gemeinsam mit der Internationalen Handwerksmesse und der Handwerkskammer für München und Oberbayern das Netzwerk Handwerk 2025 gegründet, das mit einer Veranstaltungsreihe neue Impulse für die Handwerksbranche setzt und Handwerksbetrieben, Architekten, Startups und Planungsbüros ein Forum bietet sich auszutauschen und zu vernetzen, sich gegenseitig und das Handwerk weiterzubringen.

ZUKUNFTSZEICHEN:

Der Fachkräftemangel ist gerade auch im Handwerk sehr deutlich zu spüren – Wie kommt ihr an eure Handwerker?

Jens Zabel:

Wir bezahlen 10 bis 15 Prozent über dem Tarif. Außerdem gibt es bei uns, aufgrund der Struktur unseres Unternehmens, mehr Aufstiegschancen als in kleineren Betrieben sowie die spannende Möglichkeit eng mit anderen Gewerken zusammenzuarbeiten. Außerdem legen wir großen Wert auf die Aus- und Weiterbildung unserer Mitarbeiter.

Was war eure größte Herausforderung seit dem Start von Crafty?

Christiane Wolff:

Tatsächlich genau das, was du eben angesprochen hast. Gute, eigene Handwerker zu gewinnen. Denn die können sich auf dem aktuellen Arbeitsmarkt praktisch aussuchen, wo sie hinwollen. Inzwischen haben wir aber einige tolle Handwerksmeister unterschiedlicher Gewerke fest an Bord und auch schon ein paar weitere, die bald zu uns stoßen werden.

Jens Zabel:

Entscheidend ist auch, dass wir uns um Betriebe ohne geregelte Nachfolge kümmern. Allein bis 2020 suchen in Deutschland über 180.000 Handwerksbetriebe einen Nachfolger. Viele dieser Betriebe finden niemanden und stehen so vor dem Aus. Die Kinder gehen lieber Studieren, der Geschäftsführer kann aus Alters- oder gesundheitlichen Gründen nicht mehr weitermachen, solche Geschichten gibt es wie Sand am Meer. Wir wollen helfen, indem wir die Betriebe mitsamt der Struktur, dazu gehören natürlich auch die ganzen Mitarbeiter, fest übernehmen. Eine solche Übernahme verlangt Geduld, schließlich hängen die Geschäftsführer sehr an ihren Betrieben, aber es ist die Mühe definitiv wert – und zwar für beide Seiten.

ZUKUNFTSZEICHEN:

Wie kommt euer Konzept an – bei Kunden, aber auch bei anderen Handwerksbetrieben?

Christiane Wolff:

Die Resonanz war bisher durchweg positiv, das freut uns natürlich riesig! Die Branche ist immens erfolgreich, hat aber großen Bedarf an Nachwuchs, Innovation und Digitalisierung.

Gutes Stichwort! Digitalisierung verändert jetzt schon nachhaltig wie und was wir arbeiten – und das branchenübergreifend. Welche Veränderungen seht ihr im Handwerk, wo geht der Weg hin und was bedeutet das für euch?

Jens Zabel:

Digitalisierung bedeutet für uns vor allem ein großes Potenzial zur Optimierung von Prozessen: Kundenkontakt, Planung von Aufträgen, Visualisierung und Koordinierung von Baustellen, etc. Hier gibt es viele spannende Tools – wir benutzen beispielsweise bald die Planungssoftware WinWorker – die dabei helfen, Arbeitsprozesse unterschiedlichster Art schneller, genauer und effizienter zu machen. Entgegen der Befürchtung mancher sehen wir hier weniger die Gefahr, durch Maschinen ersetzt zu werden, als viel mehr die Möglichkeit, sich so wieder auf das konzentrieren zu können, worauf es wirklich ankommt: Gutes Handwerk und mehr Zeit für den persönlichen Kontakt zu unseren Kunden.

Ein weiteres großes Thema ist Nachhaltigkeit – eine Debatte, um die zu Recht niemand mehr herumkommt. Ihr scheint euch damit aber überdurchschnittlich intensiv auseinanderzusetzen. Wie bringt ihr Nachhaltigkeit in euer Handwerk ein?

Christiane Wolff:

Zum einen ist da die handwerkliche Tätigkeit selbst. Wir verfolgen grundsätzlich die Philosophie nur so viel zu machen, wie auch wirklich sein muss und mit dem zu arbeiten, was schon da ist. Das heißt, nicht einfach immer alles rausreißen und neu machen, sondern das Beste aus bereits vorhandenem herauszuholen und Materialien zu verwenden, von denen man lange etwas hat. Die von uns verwendeten Materialien sind außerdem bevorzugt umweltfreundlich und ökologisch, hierbei beraten wir unsere Kunden auch explizit.

Über diese Beratung hinaus, versuchen wir auf unseren verschiedenen Plattformen, von Social Media, über unseren Blog, bis hin zu unserem Handwerkernetzwerk, unsere Kunden und Leser stets mit aktuellen Informationen zum Thema Nachhaltigkeit auf dem Laufenden zu halten. E-Mobilität, Upcycling, Nachhaltige DIY- und Haushaltstipps, Produktkunde, you name it.

ZUKUNFTSZEICHEN:

Zum Schluss – Welche drei Tipps wollt ihr unseren Lesern mitgeben, die gerade selbst dabei sind, ein Startup zu gründen?

Christiane Wolff:

Traut euch – Glaubt an eure Idee und macht einfach. Dabei kann auch mal was schief gehen. Bleibt trotzdem am Ball.

Jens Zabel:

Das wäre eigentlich auch schon der zweite Tipp – am Ball bleiben. Nicht alles funktioniert auf den ersten Versuch. Lernt aus Fehlern, Herausforderungen, Widerständen – passt gegebenenfalls euer Produkt oder euren Ansatz an – und weiter geht’s.

Christiane Wolff:

Und versammelt gute Leute um euch – dazu gehört natürlich das direkte Team aus Mitarbeitern, aber auch euer Netzwerk und nicht zu vergessen – das private Umfeld. Gerade Letzteres kann man in den ersten Jahren nach einer Gründung schnell mal vernachlässigen. Aber auch wenn euch das Wasser bis zum Halse steht, ein bisschen Privatleben muss sein! Und manchmal haben die, die gar nicht in der Materie drin stecken die besten Ideen.

Also – und damit wären wir bei einem vierten Tipp, entschuldige: Redet drüber! Und das schon frühzeitig. Wartet nicht, bis ihr glaubt, das perfekte Produkt zu haben. Im Austausch mit anderen gewinnt man neue Perspektiven, das ist extrem wertvoll!