Reif für die Championsleague

Reif für die Championsleague

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HANIX #43 // Von Matthias Marquart // Fotos: Presse & Ulla Kühnle

Seit über 25 Jahren ist der Hollenbacher (Gemeinde Mulfingen) Sport­artikelhersteller und Spezialist für Team­bekleidung erfolgreich am Markt. Jako-Gründer RUDI SPRÜGEL begann in einer Garage und mit einer grandiosen Fehleinschätzung.

Fußball war schon immer seine Leidenschaft. Als Aktiver trat er für Hollenbach, den FV Lauda und in der zweiten Bundesliga für die Würzburger Kickers gegen den Ball. Und auch neben dem Fußallplatz beherrscht der Sport schon lange das Leben des gelernten Industriekaufmanns. 1978 stieg er in die Sportartikelbranche ein und arbeitete bei seinem damaligen Trainer Richard Saller in dessen Sportgeschäft. Dort stieß er auf eine damals nahezu allen Händlern bekannte Problematik: Große Hersteller wie Adidas, Nike oder Puma konzentrierten sich bei der Lieferung der gewünschten Bekleidung auf große Bundesligaclubs, kleine Vereine mussten unverhältnismäßig lange auf ihre Bestellungen warten. Ein Zustand, den Sprügel ändern wollte und es war eine Marktlücke.


Die Jako-DNA

In der Garage seines Bruders entwarf Rudi Sprügel 1989 kurzerhand seine erste eigene Kollektion und gründete Jako. Und schon der Firmenname spiegelt die Heimat­verbun­denheit des Gründers wider, leitet er sich doch von den beiden nahe­gelegenen Flüssen Jagst und Kocher ab.

»Produktentwicklung, das Gefühl für Textilien, Farben und Schnitte war schon immer mein Steckenpferd. Außerdem kamen mir meine Erfahrungen aus meiner aktiven Zeit zugute.«

Rudi Sprügel

Von Beginn an legte der heute 59-Jährige dabei größten Wert auf ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis und vor allem auf einen hervor­ragenden, zuverlässigen und schnellen Lieferservice – gerade für kleine Vereine. Sprügel: »Das ist bis heute die DNA unseres Unter­nehmens.« Und die neue Marke entwickelte sich von Beginn an gut. Rudi Sprügel lacht und berichtet: »Wir starteten mit einer enormen Fehlplanung. Für das erste Jahr war das Ziel einen Umsatz von 500.000 Euro zu realisieren, doch wir hatten uns komplett verkalkuliert und erreichten aus dem Stand zwei Millionen.« Derart eklatante Fehleinschätzungen gab es in der Folge in diesem Ausmaß zwar nicht mehr, doch Jako wuchs in den vergangenen 27 Jahren kontinuierlich weiter. 2015 betrug der Umsatz 81 Millionen, 2016 wird die 90 Millionen-Euro-Marke angepeilt.


Die Zukunft immer im Blick

Derzeit investiert Sprügel mit Jako im beschaulichen Hollenbach etwa zehn Millionen Euro für ein nagelneues Gebäude, in dem Verwaltung, Produktentwicklung, Lager und Logistik untergebracht sein werden. Produziert wird hauptsächlich in Fernost, ein kleinerer Teil in der Türkei, Bulgarien und Rumänien. Fairtrade, Ökologie, Nach­haltigkeit und Compliance-Richtlinien spielen dabei für Sprügel eine große Rolle. »Da hole ich mir ständig Feedback und sehe mir die Produktionsstätten auch immer wieder persönlich an«, berichtet der Vater zweier Töchter, die beide ins väterliche Unternehmen eingestiegen sind. Yvonne Sprügel (31) verantwortet die Bereiche Finanzen und Controlling, ihre Schwester Nadine (32) kümmert sich um Einkauf, Design und Produktentwicklung.

So richtet Sprügel Jako in jeglicher Hinsicht immer wieder neu an der Zukunft aus. Längst kamen zum Geschäftsbereich »Fußball« die weiteren Geschäfts­felder »Running«, »Basics« (Sportbekleidung im Freizeitbereich) sowie »Fashion-Teamwear« (beispielsweise CI-konforme Bekleidung für Unter­nehmen, die an Sportveranstaltungen wie Firmenläufen oder Fitnessprogrammen teilnehmen) hinzu. Die Sortimentsbreite und -tiefe mit mehr als zehn Größen und unterschiedlichen Farbvarianten tut dabei ein Übriges, um Jako zukunftsfest zu machen.

»Wir passen unser Sortiment ständig an und stellen uns auf neue Märkte ein.«

Denn während gerade in ländlichen Gebieten kleinere Vereine aufgrund des demografischen Wandels immer mehr Schwierigkeiten haben eigene Jugend­mannschaften zu melden und es zu Spiel­gemein­schaften kommt, ist eine Mehrzahl der älteren Generationen länger fit und sportlich aktiv. Rudi Sprügel grinst und sagt: »Wenn ältere Damen ihre Nordic-Walking-Runden drehen, haben sie ja schließlich auch den Anspruch auf funktionelle Kleidung und gut aussehen wollen sie dabei auch.«


Jako-Gründer Rudi Sprügel hat gut Lachen. Nächste Saison sieht man seine Trikots in der Königsklasse.

Ab in die Champions League

So hat sich Jako längst aus der anfänglichen Nische entfernt und ist zu einem Vollsortimenter mit 200 Mitarbeitern gewachsen. Kein Wunder also, dass mittlerweile »große« Vereine aus der Bundesliga wie (noch) Hannover 96 oder Darmstadt 98 Jako als zuverlässigen Partner gewählt haben. Gerade Darmstadt zollt Sprügel dabei großen Respekt: »Das ist ein gutes Beispiel dafür, dass Geld nicht immer alles ist und man auch mit bescheideneren Mitteln im Sport viel erreichen kann, wenn Teamgeist und Zusammenhalt stimmen. Gerade im Hinblick auf die Skandale bei der Fifa machen solche Vereine den Fußball wieder ein Stück ehrlicher – ein bisschen ›back to the roots‹ eben.«

Aber auch in der Königsklasse des Fußballs will Rudi Sprügel in Zukunft gerne mitmischen. So hat sich mit Bayer 04 Leverkusen ein Champions League-Teilnehmer ab der kommenden Saison Jako als Ausrüster gewählt. »Das ist natürlich klasse und ein weiterer Meilenstein in der Unternehmensgeschichte«, freut er sich.

»Das ist natürlich klasse und ein weiterer Meilenstein in der Unternehmens­geschichte«

Rudi Sprügel

Noch mehr aber freut sich Rudi Sprügel darüber sein Hobby zum Beruf gemacht zu haben. »Dass mir das mit Jako gelungen ist, sehe ich als absolutes Privileg und Erfüllung. Dieses Glück haben nicht viele und jeder Tag hier macht, trotz des manchmal großen Stresses, einfach nur Spaß.«

Als Sportler wurden die Bälle – aufgrund mehrerer Bandscheibenvorfälle – für Sprügel über die Jahre allerdings zwangsläufig kleiner. »Jetzt bin ich bei der wohl kleinsten Größe angekommen«, berichtet der heute leidenschaftliche Golfer und lacht. Auf ein beachtliches Handicap 13 hat er sich dabei vorgespielt. »Golf Champions League« ist das zwar noch nicht ganz – doch das kann ja noch kommen.