Richard Petrick – Kaffee und Kippe

Richard Petrick – Kaffee und Kippe

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HANIX #61 // Interview: Sarah Baudenbacher // Fotos: Meli Dikta

»RICHI« studiert seit 2016 internationales Weinmanagement in Heilbronn. Seine zweite Leidenschaft, die zu »schwarzem Gold«, wurde durch seinen lieben Mentor und Chef Stefan Dachale (Mókuska Kaffeerösterei) in Stuttgart und der Kaffeeszene in Prag geweckt. Seine Liebe zu den kleinen Dingen, die im Detail liegen, und dem Wert der Gäste, spiegelt sich in der Art und Weise wieder, mit welcher Sorgfalt und Ruhe er das Ganze angeht.

Zusammen mit vier befreundeten Studienkollegen ruft er jetzt ein Pop-up Konzept im Innenhof des Mobilat Club ins Leben. Mit dem geschmeidigen Namen »Kaffee und Kippe.« Da sich das Ganze unmittelbar in der Nähe des Campus befindet, ist es ein Leichtes für jeden Studenten in town, »Kaffee und Kippe« anzusteuern. Fühl dich aber auch unbedingt angesprochen, wenn Du kein Student bist, und komm rum. Mit der Intention sich einfach zu verbinden. Solange, bis der Letzte merkt, dass Heilbronn gar nicht mal so beschissen ist.

»DREAM AFTER DREAM, AFTER DREAM, AFTER DREAM …«

Hanix:

Hallo lieber »Richi«, was ist dein Lieblingsding?

Richard Petrick:

Das wäre meine »Comandante C40 Nitro Blade«-Kaffeemühle. Sie kommt aus dem Schwarzwald. Made in Germany. Das spürt man schon, wenn man sie in der Hand hält: dass sie für Wertigkeit steht. Du kannst sie gern einmal nehmen. Sie ist aus Edelstahl, genau so wie die Mahlscheiben, die nach dem Härten nochmals geschärft werden und die Kaffeebohnen somit förmlich »schneiden«. Die kannst du auch beliebig, Nuance für Nuance, verstellen und damit sogar Espresso mahlen. Sie eignet sich perfekt zum Brühen von frisch gemahlenen Specialty-Arabica-Bohnen.

Wie haben sich eure Wege gekreuzt?

Da sie mit ca. 230 Euro ihren Preis hat, hab ich sie zu meiner großen Freude geschenkt bekommen. Von meinem Chef, dem Inhaber des Mókuska Caffè in Stuttgart. Dort hab ich 2015 angefangen zu arbeiten und war gleich fasziniert vom Thema Kaffee. Parallel dazu war ich auf einem Weingut beschäftigt und kam dadurch auch zu dem was ich jetzt studiere: Internationales Weinmanagement.

Was hat die Kaffeemühle für Features? Was macht sie für dich so besonders?

Sie hat neben dem praktischen Zweck, leckeren Kaffee zu mahlen auch einen persönlichen Wert für mich. Es entschleunigt. Die Bohnen selbst von Hand zu malen schafft einen ganz anderen Bezug zu ihnen. Morgens aufzustehen und erst mal das Geräusch des Mahlwerks und der sich zerkleinernden Bohnen zu hören ist für mich zu einem Ritual geworden. Dazu ist sie ein toller Urlaubsbegleiter. Neben ihr begleitet mich auch meine AeroPress, sowie ein Gaskocher und immer eine Packung frischer Kaffee.


Hanix:

Dann kommt für dich ein Kaffee unterwegs, an der Tanke beispielsweise, nicht in Frage?

Richard Petrick:

Ganz ehrlich, wenn ich lange mit dem Auto unterwegs bin, dann halte ich auch mal an der Tankstelle und hole mir einen Kaffee. Ich bin da nicht so dogmatisch. Kaffee ist für mich eher kein Wachmacher, sondern ein Genussprodukt. Genau wie Wein. Da sehe ich sehr viele Parallelen, auch sensorisch. Wenn ihr jetzt mal hier in diesen Kaffee reinriechen wollt … das ist auch sehr spannend. Es erinnert etwas an Wein, da es sich bei beiden um die gleiche Aufbereitungsmethode handelt. Der Kaffee wächst am Kaffeebaum bzw. am Strauch. Und die Bohnen sind die Samen der Kaffeekirsche. Die Kaffeekirsche kann rot oder gelb sein. Wenn die Kirschen reif sind, werden sie gepflückt und dann gibt es mehrere Aufbereitungsmethoden.

Zum Beispiel?

Ich erklär euch zwei davon. Die Natural-Aufbereitungsmethode, das bedeutet, dass die Kirsche zusammen mit dem Samen getrocknet wird, auf hektargroßen Flächen, wo sie ganze drei Wochen lang getrocknet werden. Da läuft einer mit dem Rechen durch und kümmert sich um die Trocknung. Das, was ihr jetzt getrunken habt, war beides »natural«. Hier kommt es zu einem ähnlichen Geschmacksprofil, da beide etwas fermentiert riechen und süßlich sind. Dann gibt es eine andere Methode, die nennt sich Fully Washed, also gewaschener Kaffee. Da hat der Kaffee viel mehr säurige Noten, ist eher zitruslastig. Dazu wird die Kaffekirsche nach der Lese sofort getrennt. Anschließend geht es in Enzymbäder, wo eine weitere Fermentation erfolgt. Aber eben ohne die Kaffeekirsche. Dadurch bekommt man ein ganz anderes Geschmacksprofil.


Instagram: kaffeeundkippe.hn

Name: Richard »Richi« Petrick
Alter: 27
Beruf: Student Internationales Weinmanagement (HS Heilbronn)
Berufung: Ich möchte Leute für Sachen begeistern, die mich begeistern.
Würde sein Lieblingsding tauschen gegen: Nichts auf der Welt.


Du hast aktuell, zusammen mit vier befreundeten Kommilitonen das Projekt »Kaffee und Kippe« ins Leben gerufen, welches kürzlich erfolgreich seine Eröffnung im Innenhof des Mobilat gefeiert hat. Wie kam es dazu?

Das Ganze entstand mit der Intention gegen die vielen Aussagen zu wirken, in denen sich negativ gegenüber Heilbronn geäußert wird. Wir kommen ursprünglich unter anderem aus Stuttgart und Bayern. Als Zugezogene bekommen wir sehr oft zu hören: »Heilbronn ist keine schöne Stadt.« Das muss nicht sein. Wir finden es hier mega-cool und wollen ein bisschen was bewegen. Gerade auch durch den Ausbau vom Campus. Wir wollen mit dem Thema Kaffee die Leute begeistern und sensibilisieren. Kaffee ist ein Produkt, das fast jeder trinkt. Kaffee ist das am meisten getrunkene Getränk in Deutschland. Aber kaum einer schert sich wirklich darum, wie es schmeckt. Jeder greift im Supermarkt ins Regal und kauft womöglich einfach das Günstigste ein, weil das Verständnis überhaupt nicht da ist. Und das wünschen wir uns zu ändern.

Warum Kippe?

Es sollte authentisch klingen und zum Mobilat-Innenhof passen. Daher sollte es was Diffuses sein. Der Kaffee steht für uns aber weiter an erster Stelle.